Burg- und Schlossanlage Stein an der Traun.
Von Dr. Hans-Jürgen Schubert
Nahe dem Zusammenfluss mit der Alz wird die Traun ostwärts von einer über 500 m langen senkrechten Nagelfluhwand flankiert, die sich fast 50 m über den Talgrund erhebt und den Abschluss einer ausgedehnten Hochebene bildet, die nach Osten bis hin zur Salzach reicht. Am Rande dieser Nagelfluhwand erhebt sich ein gedrungener Schlossbau aus der Zeit um 1500, das Hochschloss, das zusammen mit dem Unteren oder Neuen Schloss am Fuß der Felswand und der zwischen beiden gelegenen Höhlenburg die Burganlage Stein bildet, sie gab dem Dorf ihren Namen.
Der älteste Teil, das Hochschloss, geht auf einen Steinbau des frühen 11. Jahrhunderts zurück, der bereits nach Osten und Norden durch einen Erdwall, den Kern des heutigen Edwalls, geschützt war.
Auch die beiden anderen Burgen erfuhren mehrfache teils grundlegende Umbauten, das untere Schloss zuletzt im 19. Jahrhundert (englische Neugotik).
Ursprünglich hatte die obere Burg offenbar die Aufgabe, den Salzhandel durch das Trauntal und den Flussübergang zu schützen. Durch die Herausbildung einer Hofmark wurde später ein Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum notwendig. Hinzu kam die Sicherung der Landesgrenze, da nach Verträgen von 1254 und 1275 das Hochschloss bis 1809 zu Salzburg gehörte, während die beiden späteren Burgen bayerisch waren.
Zwischen 1400 und 1430 entstand das untere Schloss mit der Kapelle und den beiden ersten Räumen der Höhlenburg, die im 15. und 16. Jhdt. zur heutigen weitläufigen zweigeschossigen Anlage mit Wehrgang und Aufgang zum Hochschloss ausgebaut wurde.
Der militärische Nutzen der Anlage war zweifelhaft, sie wurde 1231 und 1435 erstürmt und beschädigt, hielt aber im Herbst 1504 einer Belagerung durch das Heer Kaiser Maximilians I. im Landshuter Erbfolgekrieg stand.
Keramikfunde deuten auf eine mögliche Siedlung auf dem Burgberg während der Hallstatt- und La-Tène-Zeit hin, was durch ein nahegelegenes Hügelgräberfeld derselben Epoche gestützt wird.
Erst im Hochmittelalter erscheint mit Bernhard von Stein und Eulenschwang um 1130, der erste Angehörige eines edelfreien Geschlechts, das um 1200 von der Steiner Linie der Törring abgelöst wird, die im 15. bis 17. Jahrhundert vielfach hohe Ämter in salzburgischen und bayerischen Diensten bekleideten. Der Besitz ging 1661 an die Freiherren Lösch von Hilgertshausen über, welche die Hofmark 1829 weiter verkauften. Von 1845 bis 1873 war waren Schloß und Gut Stein der Witwensitz von Dona Amalia von Braganza, geborenen Prinzessin von Leuchtenberg, Kaiserinwitwe von Brasilien. Ihre Verwandten veräußerten Stein 1892 an Graf Josef von Arco-Zinneberg, der 1920 bis 1926 einen Teil des neuen Schlosses den Maristen als Juvenat für den Ordensnachwuchs überließ. Nach mehrmaligen Besitzwechsel folgte 1948 die Gründung ein bis heute bestehendes Internat und Gymnasiums.
Der berühmte und sagenumwobene Raubritter und Mädchenräuber Heinz von Stein ist allerdings historisch nicht bezeugt.